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Umweltaspekte

Die neue Umfahrungsstrasse mit der Aarebrücke und dem Tunnel Spichigwald hat Auswirkungen auf die Landschaft und den Lebensraum von Pflanzen und Tieren. Es sind zahlreiche Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen vorgesehen. Gemäss Umweltverträglichkeitsbericht fällt die Gesamtbilanz des Eingriffs dank der Kompensation positiv aus. Das heisst es wird gemessen am heutigen Zustand mehr Ökologie geschaffen. Die Region behält den Charakter eines Naherholungsgebiets.

Die Region um Aarwangen ist eine traditionelle Kulturlandschaft des Mittellandes mit Wasserläufen, Feuchtgebieten, Hecken und Feldgehölzen, aber auch landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen. Die Umfahrungsstrasse durchquert (ohne Tunnel) etwa zu 40 Prozent Wald und heute intakte Natur. Hier werden die Eingriffe kompensiert – zum Beispiel mit Wiederaufforstungen. Bei den andern 60 Prozent handelt es sich um heute intensiv genutztes Landwirtschaftsgebiet. Mit einem parallel durchgeführten Landumlegungsverfahren wird der Verlust an Kulturland so minim wie möglich gehalten. Geplant sind zahlreiche Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen, die das Gebiet ökologisch aufwerten und für mehr Biodiversität sorgen.

  • Landumlegungsverfahren

Das Smaragdgebiet Oberaargau

Die geplante Umfahrungsstrasse befindet sich in einem Smaragdgebiet, das durch seine Wiesenbäche mit geschützter Ufervegetation Lebensraum beispielsweise für die gefährdete Libellenart Helm-Azurjungfer und die ebenfalls bedrohte Heuschreckenart Sumpfschrecke bietet. Darauf gilt es Rücksicht zu nehmen.

Smaragd ist ein europäisches Netzwerk von Schutzgebieten, das gefährdete Tier- und Pflanzenarten und ihre Lebensräume schützen soll. Nicht immer ist eine einzelne Art im betroffenen Gebiet per se bedroht, im europäischen Kontext hingegen schon. In der Schweiz gibt es 37 Smaragdgebiete.

Das Smaragdgebiet Oberaargau umfasst eine Fläche von rund 11 500 Hektaren und erstreckt sich über 19 Gemeinden in den Kantonen Bern, Aargau, Luzern und Solothurn. An der Umfahrung liegen die Gemeinden Aarwangen, Bannwil, Schwarzhäusern und Thunstetten im Smaragdgebiet.

Das Smaragdgebiet Oberaargau erstreckt sich über 19 Gemeinden in den Kantonen Bern, Aargau, Luzern und Solothurn, es umfasst auch Langenthal mit seinen Industrie- und Gewerbegebieten. swisstopo ©

Das Smaragd-Gebiet Oberaargau ist kein reines Naturidyll: Mittendrin liegt die Stadt Langenthal mit ihren Industrie- und Gewerbebetrieben. Zudem queren das Gebiet wichtige Verkehrsverbindungen zwischen Bern und Zürich: die Hauptstrasse und die Eisenbahnlinie mit ihrer Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist.

Laut dem Bundesamt für Umwelt sind die Auflagen für Smaragd-Gebiete offen formuliert: Jede Vertragspartei verpflichtet sich, die nötigen Massnahmen zu ergreifen, um den spezifischen Wert des Gebietes zu erhalten und die Smaragd-Arten und Lebensräume nicht zu gefährden.

Insgesamt hat ein Pilot-Managementplan für das Smaragdgebiet Oberaargau 44 Arten – darunter nebst der Libellen- und Heuschreckenart auch die stark gefährdeten Amphibien Gelbbauchunke, Geburtshelferkröte und Kreuzkröte – aufgelistet, die im Oberaargau heimisch und europaweit gefährdet sind. Als besondere Pflanze wächst der Wilde Reis (Leersia oryzoides) im Gebiet, der ebenfalls gefährdet ist und via Smaragd geschützt werden soll. Für die Helm-Azurjungfer ist das Quellwasser des Spichigwaldes, das die Gewässer der Region speist, lebenswichtig.

In die Erarbeitung des Projektes waren deshalb die Umweltverbände (Pro Natura Oberaargau, WWF Bern, Smaragdgebiet Oberaargau und die Stiftung für Landschaftsschutz) vertreten, und zwar auf Ebene Projektsteuerung. Ein Umweltverträglichkeitsbericht definiert für die Flora, Fauna und ihre Lebensräume zahlreiche Ersatz- und Aufwertungsmassnahmen.

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Aufwertung für Pflanzen, Tiere und ihre Lebensräume

Für die sensiblen Tierarten sind artenreiche Wiesen und einheimische Pflanzen, Strauch- und Baumarten sowie natürliche Gewässer mit einer intakten Ufervegetation zentral. Mit zahlreichen Massnahmen werden die Lebensräume der Pflanzen und Tiere ökologisch aufgewertet. Unter dem Strich schaffen die Umweltmassnahmen mehr Biodiversität und Ökologie. Gemäss Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) fällt die Gesamtbilanz dank der Massnahmen zugunsten des Projekts aus:

  • Für Amphibien und Insekten werden diverse Tümpel in der Grösse von total 3 Olympia-Schwimmbecken (insgesamt 3800 m2) und Feuchtwiesen in der Grösse von total 5 Fussballfeldern (insgesamt 36 500 m2) angelegt. Dabei wird auf jede Art speziell eingegangen: Für die Gelbbauchunke werden viele kleine Tümpel und feuchte Mulden gebaut, für die Kreuzkröte speziell flache, für die Geburtshelferkröte eher tiefere Weiher gelegt.
  • Bei der neuen Aarebrücke dienen Kiesaufschüttungen und Totholz Fischen und anderen Lebewesen als neuer Lebensraum.
  • Zusätzliche Feuchtwiesen beim Südportal bieten neuen Lebensraum für Insekten wie die gefährdete Sumpfschrecke.
  • Speziell grosse Durchlässe lassen die Gewässer unter der Strasse weiter fliessen und Kleintiere passieren.
  • Warnanlagen und Leitsysteme unterstützen die Vernetzung der grossen Wildtiere.
  • Für Mauersegler, Wasseramseln und Fledermäuse werden rund 30 Nistkästen an der Aarebrücke befestigt.
  • Entlang der neuen Strasse entstehen 1,5 Kilometer Böschungen mit artenreicher Bepflanzung und einer ca. 1 Kilometer langen Baumreihe (voraussichtlich Obst- und Nussbäume).
  • Neu wird der Teuffetalbach auf 70 bisher eingedolten Metern und der Hopferenbach auf 80 Metern offengelegt, es entstehen natürliche Ufer. Der Uferbereich des Butzlibachs wird für Tiere und Pflanzen ebenfalls aufgewertet. Es entstehen 770 m2 zusätzlicher Lebensraum für Libellen und Amphibien und 350 m2 zusätzlicher Naturraum im Ort Aarwangen.
  • Entlang der Waldränder werden einheimische Baum- und Straucharten gepflanzt.

Bereits während dem Bau der Umfahrung wird auf das sensible Ökosystem geachtet: Waldrodungen werden zum Beispiel nicht während der Fortpflanzungszeit der Tiere durchgeführt.

Wald: Wiederaufforstung und Aufwertung

Die Linienführung der Strasse entlang des natürlichen Terrains reduziert die verbrauchte Fläche. Mit einem parallel durchgeführten Landumlegungsverfahren sowie der Wieder-, bzw. Ersatzaufforstung wird der Verlust an Wald und Kulturland so minim wie möglich gehalten.

In der Region befinden sich grössere Waldstücke: Längwald, Banwald, Spichigwald, Oberhard- und Underhardwald. Für den Bau der Umfahrungsstrasse, des Tunnels und der Brücke sowie für Trassenkorrekturen der Bahn müssen total rund 34 000 m2 Wald temporär und 16 000 m2 Wald definitiv gerodet werden.

Sämtlicher gerodeter Wald wird entweder an Ort und Stelle (für temporäre Rodungen) oder als Ersatz (für definitive Rodungen) an nahegelegenen Standorten mit ökologisch wertvollen, einheimischen Baum- und Sträucherarten wieder aufgeforstet.

Auch die Uferböschungen, die vom Brückenbau betroffen sind, werden wieder mit einheimischen Sträuchern bepflanzt.

Schutz für Rehe und Hirsche

In den Wäldern im Gebiet der Umfahrung leben Rehe und Hirsche, es gibt überregionale Wildwechselkorridore, die für die grossräumige Wanderung der Tiere und den Austausch unter den Populationen wichtig sind.

Damit es nicht zu Unfällen kommt, wird die Umfahrungsstrasse zusätzlich zu den Leitpfosten mit Reflektoren und streckenweise auch mit einer Wildwarnanlage ausgerüstet. Diese warnt Autofahrende mit aufleuchtenden Signalen und einer Temporeduktion, sobald sich ein Wildtier in Fahrbahnnähe befindet.

Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)

Für das Projekt liegt ein umfassender Umweltverträglichkeitsbericht vor, der zahlreiche Massnahmen zugunsten der Umwelt vorsieht, sowohl während der Bauzeit wie auch für die Betriebszeit.

Nebst den Massnahmen für die sensiblen Umweltaspekte wie Landschaft, Boden, Wald, Pflanzen und Tiere, Oberflächengewässer und Grundwasser sind auch solche für einen aufmerksamen Umgang mit Altlasten, Abfällen, Entwässerung der Strasse, des Tunnels und der Brücke, sowie den Umgang mit Erschütterungen und Störfällen definiert.

Die Gesamtbilanz des Umweltverträglichkeitsberichts fällt zugunsten des Projekts aus. Es wird gemessen am heutigen Zustand mehr Ökologie geschaffen.

Die geplante Umfahrungsstrasse befindet sich ausserhalb der Grundwasserschutzzonen. Trotzdem wird ein besonderes Augenmerk während der Bauphase aufs Grundwasser gelegt. Beim späteren Betrieb der Umfahrung besteht für das Grundwasser keine Beeinträchtigung.

Lärm und Luft

Für die Auswirkungen der Umfahrung auf Lärm und Luft gilt generell: In Aarwangen wird die Belastung deutlich abnehmen. Hingegen wird die neue Strasse ein zuvor unbelastetes Gebiet tangieren – die Grenzwerte können allerdings eingehalten werden. Die Luftqualität im Ortskern von Aarwangen würde sich ohne Umfahrungsstrasse – auch durch die prognostizierte Zunahme des Verkehrs – deutlich verschlechtern.

Landschaftsverträglichkeit

  • Die neue Aarebrücke quert die Aare auf hohem Niveau. (Visualisierungen Swiss Interactive AG)
  • Swiss Interactive AG
    Die Tunnelportale fügen sich wie angeschnittene Halbrohre sich in die Landschaft ein.
  • Visualisierung Swiss Interactive AG
    Die Umfahrungsstrasse führt entlang der Waldbegrenzungen.

Die Region rund um Aarwangen gilt als typische traditionelle Kulturlandschaft des Mittellandes. Die Umfahrungsstrasse mit der Aarebrücke und dem Tunnel Spichigwald wird diese Landschaft verändern. Eines der Ziele der Projektplanung war, die Umfahrung so gut wie möglich in die Landschaft einzubetten.

Die Umfahrung nimmt Rücksicht auf die bestehende Topographie, indem sie möglichst den natürlichen Waldrändern folgt. Sie führt auf kurzem Weg durch das Landwirtschaftsgebiet Banfeld und den Risenacher bzw. das Bützbergtäli. Die Aarebrücke quert den Fluss an der schmalsten Stelle und in grosser Höhe, damit der natürliche Haupt- und Nebenflussraum nicht beeinträchtigt wird. Auch sind die Pfeiler der Brücke so konstruiert, dass sie nicht im Fluss stehen.

Durch den Bau des Tunnels wird der Waldverbrauch minimal gehalten. Die Tunnelportale sind schlichte Bauwerke und so platziert, dass sie sich in die Umgebung einfügen. Damit sich die Betriebszentrale optimal ins Gelände fügt, ist nur eines der zwei Geschosse sichtbar.

Naherholungsgebiet bleibt erhalten

Aare, Wälder, Wanderwege, Velorouten und mehrere Feuerstellen: Die Region ist auch ein wichtiges Naherholungsgebiet. Durch den Bau der Umfahrung verändert sich das Wegnetz (Verlinkung zu Seite Landwirtschaft/Landumlegung): Es entstehen neue Wege zum Wandern, fürs Velo und die Landwirtschaft. Während der Bauphase werden Baustellen den Zugang teilweise erschweren. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird die Region mit den Renaturierungen und Aufforstungen mit einheimischen Pflanzen wieder zum natürlichen Erholungsgebiet werden.

Archäologie und Ortsbilder

Im Gebiet Oberaargau liegen mehrere archäologische Stätten. Ob im Baugebiet Kulturgüter liegen, wird sich in der Bauphase zeigen. Bei bereits bekannten Stätten sind Sondierarbeiten vorgesehen.

Das Schloss und der Schürhof in Aarwangen sowie der Weiler Meiniswil sind im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) eingetragen. Sie sind vom Vorhaben nicht betroffen.

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